Tyto Tech 500 Power List 2020

Tyto Tech 500: So hat die Pandemie die Influencer-Landschaft in Europa verändert

Vor einem Jahr hätte wohl kaum jemand vorhersagen können, was das Jahr 2020 mit sich bringen würde. Das Coronavirus hat in den letzten Monaten jede Facette unseres Lebens beeinflusst, sowohl beruflich als auch privat. Besonders die Weltwirtschaft wurde durch die Einschränkungen, die zur Bekämpfung der Pandemie verhängt wurden, ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen. Doch zum Glück sehen wir hier – zumindest in vielen Branchen – erste Anzeichen einer Erholung, nicht zuletzt aufgrund der positiven Nachrichten, dass mehrere erfolgreiche Impfstoffe hergestellt wurden.

Unsere diesjährige Tyto Tech 500 Power List zeigt ganz klar, dass das Virus auch die Influencer-Landschaft in Europe stark beeinflusst hat. Was wir dabei unter Influencer verstehen, haben wir hier im letzten Jahr bereits erklärt. Die Tyto Tech 500 ist ein von uns entwickeltes datengestütztes Ranking, das unter anderem anhand der persönlichen Präsenz in sozialen und traditionellen Medien aber auch der des Arbeitgebers, bewertet wie groß der Einfluss ist, den jemand im Tech-Bereich hat. Die diesjährige Ausgabe ist umfassender als je zuvor, denn wir zum ersten Mal haben wir uns auch den französischen Markt angesehen, sowie die Ergebnisse aus Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich in einer gemeinsamen Top-100-Liste kombiniert.

Politiker und Akademiker gewinnen an Einfluss

Die bemerkenswerteste Änderung der diesjährigen Rangliste ist sicherlich, dass der Einfluss von Regierungsvertretern und Akademikern nachweislich gestiegen ist. 34 Regierungsbeamte oder -vertreter schafften es in diesem Jahr auf die Liste, die überwiegende Mehrheit von ihnen aus Großbritannien. Dabei steht der britische Gesundheitsminister Matt Hancock an der Spitze der gesamten Liste. Im letzten Jahr rangierte er in der englischen Liste noch auf Platz 11, 2018 auf Platz 20.

In Deutschland sind 20 Akademiker und sieben Politiker in den Top 500. Bundeswirtschaftsminister Altmaier und Gesundheitsminister Spahn sind in den Top 50 zu finden, Verkehrsminister Scheuer und Dorothee Bär, Bundesbeauftragte für Digitalisierung finden sich außerdem unter den Top 100.

Vielleicht ist es nicht überraschend, dass Politiker und Professoren in den Listen so prominent vertreten sind. Covid-19 hat in diesem Jahr für große politische und wirtschaftliche Unsicherheit gesorgt, insbesondere zu Beginn der Pandemie, als wir so wenig über diese neue Krankheit wussten. In einer Ära von Fake News und Verschwörungstheorien ist es ein positives Zeichen, dass die meisten Menschen nach seriösen Informationsquellen suchen und zuhören, die uns helfen zu verstehen, was vor sich geht und welche Vorsichtsmaßnahmen wir ergreifen sollten.

Frauen verlieren europaweit leicht an Einfluss, gewinnen aber hierzulande leicht

Andere Entwicklungen waren in diesem Jahr weniger positiv. Zum Beispiel hat die Gender-Vielfalt bei den Tech 500 in diesem Jahr abgenommen. So ist in den letzten drei Jahren der Frauenanteil in der Tech 500-Liste stetig gestiegen und hat 2019 mit 34 Prozent in England seinen Höchststand erreicht. In diesem Jahr ist der Frauenanteil unter den Top-Influencern auf 28 Prozent im Vereinigten Königreich gesunken, in Frankreich sind 27 Prozent der Influencer in den Top 500 Frauen.

In Deutschland lässt sich dagegen ein leichter Anstieg von 18 auf 19 Prozent verzeichnen –
mit Carol Starr, Miriam Thome und Maike Abel finden sich dabei gleich drei Frauen in den Top 10, 2019 war es nur eine. 18 Frauen insgesamt schaffen es 2020 in die Top 100, 97 in die Top 500.
Zwar hat sich der Frauenanteil in einigen Tech-Bereichen, wie FoodTech und AgriTech im Vereinigten Königreich und SecureTech in Deutschland sowie in Deutschland allgemein, verbessert, doch ist der Rückgang insgesamt beunruhigend. Eine weit verbreitete Mutmaßung: Die Last der Kinderbetreuung während Schulen, Kindergärten und Kitas geschlossen waren hat berufstätige Mütter unverhältnismäßig stark belastet.

FinTech-Influencer 2020 weniger relevant, GreenTech steigt

Betrachtet man den Branchenmix in den Top 500, so sind einige der Sektoren viel stärker zurückgegangen als andere. So ist zum Beispiel die Zahl der FinTech-Influencer in Deutschland um 33 Prozent und im Vereinigten Königreich um 34 Prozent zurückgegangen. Diese Veränderung spiegelt wahrscheinlich die Auswirkungen der Pandemie wider, der die Wirtschaft Großbritanniens, Deutschlands und Frankreichs in eine Rezession stürzte. In Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen suchen die Menschen eher Sicherheit bei den großen traditionellen Banken, anstatt ein Risiko bei einem FinTech-Start-up einzugehen. Werden die Volkswirtschaften wieder stärker, wird sich dieser Trend sicher wieder umkehren.

Im Gegensatz zum Rückgang von FinTech wuchs der Anteil von GreenTech an den Top 500 in Großbritannien um 36 Prozent und in Deutschland um 21 Prozent. Warum? Nun, zum Teil sicher, weil Covid-19 uns dazu gebracht hat, mehr über unsere Umwelt nachzudenken. Die Pandemie hat bewiesen, dass unsere Lieferketten und Volkswirtschaften nicht so widerstandsfähig und nachhaltig sind, wie wir es uns vielleicht wünschen würden. Und jetzt, da (hoffentlich) ein Ende der Pandemie in Sicht ist, denken die Menschen darüber nach, wie wir die gleiche kollektive Energie, die wir zur Bekämpfung des Virus eingesetzt haben, auch für die Bekämpfung des Klimawandels nutzen können.

Der Einfluss des Virus ist in der gesamten Influencer-Landschaft deutlich spürbar – und wird höchstwahrscheinlich auch während des gesamten Jahres 2021 weiterhin zu spüren sein. Wir sind jetzt schon gespannt auf die Tyto Tech 500 2021. Bis dahin lässt sich die Analyse für 2020 hier herunterladen – einen Kurzüberblick über Top 50 in Deutschland findet sich hier.