Remote Working

Wie es wirklich ist, ortsunabhängig zu arbeiten

Seit Anfang des Jahres arbeite ich zum ersten Mal ortsunabhängig. Tyto, mein neuer Arbeitgeber, hat kein festes Büro. Alle Kollegen arbeiten von zu Hause oder von einem Co-Working Space. Wir nennen es ‘location-agnostic’, also ortsunabhängige Arbeit, aber auch die Begriffe Remote Work und Telearbeit sind in Deutschland weit verbreitet.

Durch die Coronakrise setzen sich aktuell zwar viele Unternehmen intensiv mit dem Thema Home Office auseinander, doch ein vollständig ortsunabhängiges Arbeitsmodell ist nach wie vor sehr unüblich – und viele Fragen sich immer noch, ob und wie das dauerhaft funktioniert.

Hier sind fünf überraschende Beobachtungen, die ich in meinen ersten Monaten gemacht habe:

Ich muss nicht immer erreichbar sein

In meinen ersten Wochen bei Tyto habe ich mich unter großen Druck gesetzt, um die fehlende physische Anwesenheit auszugleichen. Ich wollte immer erreichbar sein und jede Mail und Nachricht sofort beantworten. Schließlich muss ich ja zeigen, dass ich wirklich arbeite und nicht Netflix schaue.

Doch ziemlich schnell lernte ich, dass das nicht erwartet wird. Inzwischen konzentriere ich mich vollständig auf meine aktuelle Arbeit, koche mir zwischendurch einen Kaffee oder gönne mir ohne Schuldgefühle eine ausgiebige Pause. Niemand erwartet von mir umgehende Antworten, nur weil ich nicht im Büro sitze. Ich habe gelernt, mich davon zu lösen. Die Benachrichtigungen zu neuen Mails und Nachrichten habe ich seitdem auf ein Minimum reduziert.

Auch in Meetings schaue ich auf den Bildschirm

Es gibt eine ungeschriebene Regel bei Tyto: Wir telefonieren immer mit Video – egal, ob es sich um ein Team- oder Kundenmeeting handelt oder auch wenn es nur ein Einzelgespräch mit Kollegen ist. Ich finde das großartig! Ein Termin, ohne das Gegenüber zu sehen, fühlt sich inzwischen fast schon falsch an.

Der einzige Nachteil: Normalerweise sind Meetings bildschirmfreie Zeit. Ich schaue meinen Gesprächspartnern in die Augen, statt auf einen Bildschirm. Wenn ich ortsunabhängig arbeite, ist das leider nicht der Fall. Daher ist es wichtiger denn je, regelmäßig Pausen einzulegen. Aber für mich überwiegen die Vorteile dennoch – ich kann jeden jederzeit und von überall aus treffen.

Als ich mein Team zum ersten Mal traf, kannte ich sie bereits

Als ich das gesamte Tyto-Team zum ersten Mal in London für unsere regelmäßigen Hack Days traf, war ich ziemlich nervös. Denn ich traf zum ersten Mal eine große Gruppe fremder Personen. Zwar arbeitete ich bereits für einige Wochen bei Tyto, trotzdem erwartete ich, dass es sich wie mein erster Tag „im Büro“ eines neues Jobs anfühlen würde. Das war aber nicht der Fall.

Es ist erstaunlich, wie sehr man Menschen über Videoanrufe kennen lernen kann. Ich habe meine Kollegen einfach begrüßt und die Gesprächsthemen von den letzten Unterhaltungen wieder aufgegriffen. Eine Überraschung gab es aber dennoch: Einige Kollegen sind kleiner oder größer, als ich aufgrund der Videoanrufe erwartete.

Ich muss aktiv raus gehen

Im Home Office ist es einfach, den ganzen Tag in der Wohnung zu verbringen. Gegen diese Bequemlichkeit muss ich aktiv ankämpfen. Dazu gehe ich vor der Arbeit eine Runde Laufen, treffe Freunde zum Mittagessen oder gehe zwischendurch spazieren. Schlechtes Wetter ist keine Ausrede und frische Luft ist wichtig, um einen kühlen Kopf zu bewahren.

Ich habe eine voll ausgestattete Küche

Mir war nicht klar, was für ein großer Vorteil das sein würde. Ich bin kein großer Fan von Kantinen, weil die Qualität oft leider fragwürdig ist (bestenfalls!). Zu Hause kann ich spontan schauen, was der Kühlschrank gerade hergibt, und daraus ein schnelles Mittagessen kochen. Und das Beste daran: Ich kann auch in der Mittagspause Knoblauch und Zwiebeln essen. Meinen Kollegen ist das egal.

Tyto Team Remote Working